Deutsch – Deutschland

Wie Maschinenbauer Remote-Services  sicher, schnell und risikolos umsetzen

Der Fernzugriff auf Produktionsmaschinen rückt mit fortschreitender Digitalisierung immer mehr in den Fokus. So gut wie alle Hersteller bieten mittlerweile Service-Pakete an, die den Remote-Zugriff auf ihre Maschinen ermöglichen. Während Produktionsbetriebe von deutlich verkürzten Reaktionszeiten bei Störungen und geringeren Kosten für Serviceeinsätze profitieren, ergeben sich für Maschinenhersteller neue Geschäftsmodelle, die im Idealfall zu einer optimierten, langfristigen Kundenbindung führen. Doch in der Realität ist auch beim Thema Remote-Services nicht alles Gold, was vermeintlich glänzt. Zu hohe Kosten bei der Umsetzung, desinteressierte Endanwender oder Sicherheitsbedenken sind nur einige der Fallstricke, die auf Maschinenbauer lauern. Wie sich Remote-Services sicher, schnell und ohne finanzielle Risiken umsetzen lassen und welche Herausforderungen es beim Fernzugriff zu meistern gilt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Fallstrick 1: Die Datensicherheit

Fernwartungs-Lösungen ermöglichen es Produktionsbetrieben, bei auftretenden Problemen schnell und kostengünstig Unterstützung durch externe Spezialisten in Anspruch zu nehmen. Fehlerlokalisierungen, Störungsbehebungen oder Parametrisierungen nach Produktionsumstellungen: Die Fernwartung kann die Produktionseffizienz deutlich steigern, Stillstände verringern und nicht zuletzt Wartungskosten spürbar senken. Allerdings ist jeder Remote-Zugriff auf eine Industrieanlage auch immer mit einem Risiko verbunden. Denn jede Maschine, die in das IT-Netzwerk eines Unternehmens eingebunden wird, stellt einen Endpoint dar, der von Hackern für Cyberangriffe ausgenutzt werden kann. Ob Infektion mit Malware über das Internet oder das Einschleusen von Schadsoftware über Wechseldatenträger: Das BSI sieht Cyberangriffe auf Fernwartungs-Zugänge seit Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau.

Lösungsansatz:

Jeder Remote-Zugriff auf den Maschinenpark muss vollständig in das unternehmensinterne Sicherheitskonzept integriert werden. Insbesondere bei Sondermaschinen stellt der Fernzugriff einen hochkomplexen Prozess dar, der ein gründliches Sicherheitsdesign erfordert. Mit einer initialen Risikoanalyse, die sowohl Konstruktions- als auch Programmierungs-Anforderungen einbindet, lassen sich besonders gefährdete Komponenten erkennen, Schutzziele festlegen und Angriffspunkte senken. Wertvolle Hinweise, wie sich die Datensicherheit an Industriemaschinen realisieren lässt, hat die Wissensplattform sichere-industrie.de hier übersichtlich zusammengefasst

Fallstrick 2: Generierung von Mehrwerten

Remote-Services stellen bereits heute einen wichtigen Stabilisator für den Maschinenbau dar. Mit der Digitalisierung bekommt der Service nochmals mehr Umsatzrelevanz – durch neue, digitale Angebote und Prozesse, die in serviceaffinen Unternehmen regelmäßig mehr als 50 % des Gewinns erwirtschaften können. Auch bieten Remote-Leistungen eine hervorragende Chance, sich die Umsätze zurückzuerobern, die an Servicefirmen oder auch an die eigenen Kunden verlorengingen. Hersteller und Kunden rücken durch digitale Leistungen näher zusammen – sofern für beide Seiten konkrete Mehrwerte in handfesten € geschaffen werden. Doch wie lassen sich Remote-Lösungen sowohl für Maschinenhersteller als auch Anwender mit einem echten Mehrwert einsetzen?

Lösungsansätze für Hersteller:

Für Maschinenhersteller zeigen sich die Mehrwerte vor allem in Form von zurückgewonnenen Kunden, die beim klassischen Service zu den „Hauptwettbewerbern“ zählten. Zu diesen Kunden gehören kleine oder kostensensible Unternehmen, die bisher Serviceeinsätze bewusst ignoriert haben, Kunden die Wartungsaufgaben selbst erledigten und unabhängige Service-Unternehmen, die ihre Leistungen zumeist schneller und günstiger anbieten konnten als die Maschinenbauer. Ein weiterer Mehrwert versteckt sich in den enormen Datenmengen, die durch Sensoren generiert und von den Herstellern ausgewertet werden. Mit der kontinuierlichen Auswertung der Maschinendaten ergeben sich neue Lösungsansätze durch verbesserte Leistungsangebote, beispielsweise im Bereich der Predictive Maintenance.

Lösungsansätze für Anwender:

Fernwartungen senken die Kosten für Serviceeinsätze deutlich – und verringern in vielen Fällen Stillstandszeiten. Denn während bei klassischen Serviceeinsätzen ein freier Techniker erst anreisen muss, um sich vor Ort um das Problem zu kümmern, genügt bei Remote-Services ein VPN-Zugang vom Rechner des Technikers in Richtung Maschine.

Fallstrick 3: Kostenkontrolle und Kostentransparenz

Remote-Services können für Hersteller und Endkunden lukrativ sein – oder zu einer echten Kostenfalle werden. Das Potenzial digitaler Services ist enorm, lässt sich aber nur mit einer durchdachten Strategie voll ausschöpfen.

Lösungsansätze für beide Seiten:

Viele Produktionsbetriebe gehen derzeit dazu über, ihre Investitionsausgaben auf Kosten der Betriebsausgaben zu reduzieren. Die Anwender tendieren dazu, die eingesetzten Maschinen nicht mehr fix über Jahre hinweg abzuschreiben, sondern die Maschinenkosten direkt einem Produkt zuzuordnen. Für die Nutzung zahlen, anstatt eine Maschine, wie einst üblich, zu kaufen, liegt im Trend. Das macht Subkriptionsmodelle wie „Pay per Unit“ oder „Pay per Month” extrem attraktiv – für Hersteller wie Anwender gleichermaßen. Flexible Anwendung und volle Kostenkontrolle auch im Service: Das wird durch digitale Remote-Services möglich. Ob Rundum-Sorglos-Pakete über Serviceverträge, Verfügbarkeitsgarantien, monatliche Nutzungsgebühren, die regelmäßige Wartungen, Verschleißteile und Software-Updates inkludieren oder output-basierte Verträge: Bei der Entscheidung für digitale Remote-Lösungen gibt es kein absolutes „Ja“ oder „Nein“. Vielmehr lassen sich mit unterschiedlichen Zwischenlösungen Hersteller und Anwender zusammenbringen.

Welche Technologien und Trends sind für den Erfolg von Remote Access essenziell?

Remote Access kann in einem hochkomplexen Umfeld wie dem Maschinenbau nur dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn digitale Technologien maximal effizient eingesetzt und Trend frühzeitig erkannt werden. Essenziell für den Erfolg von Remote-Services sind:

1)    Maschinendaten digital verfügbar machen

Damit datenbasierte Services überhaupt angeboten werden können, müssen die grundlegenden Daten überhaupt verfügbar gemacht werden. Während neue Maschinen häufig mit passender Sensorik und Netzwerkfähigkeit ausgerüstet sind, fehlt es an älteren Maschinen an passender Ausrüstung. Die Nachrüstung ist jedoch mittlerweile vergleichbar günstig geworden. Je mehr Maschinen Daten sammeln, desto präzisere Schlüsse können Hersteller aus Analysen ziehen – und dadurch innovative, neue Geschäftsmodelle kreieren.

2)    Serviceplattformen einsetzen

Gerade im After-Sales-Service können Remote-Lösungen ihr Potenzial ausspielen. Durch Predictive Maintenance-Systeme beispielsweise werden Servicebedarfe weit vor einem Maschinenausfall sicht– und Wartungseinsätze besser planbar. Der Umfang von auszuführenden Arbeiten lassen sich automatisiert berechnen und notwendige Ersatzteile beschaffen.

3)    Einordnung in übergeordnete Strategien

Die Digitalisierung – und damit direkt auch Remote-Services – müssen immer als Teil einer Lösung angesehen werden. Nur wenn der komplette Service am Bedarf des Kunden ausgerichtet wird, können die einzelnen Komponenten des Service-Konzeptes sinnvoll dazu verwendet werden, dem Kunden einen verbesserten Service rund um seine Maschine zu bieten.