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Resilienz: Wie man die Widerstands-fähigkeit von Lieferketten erhöht

COVID-19, Krieg in der Ukraine, Inflation: 2022 standen Lieferketten weltweit unter immensem Druck. Operative Risiken und Unterbrechungen bedrohten dabei gleich mehrere Bereiche einer Lieferkette und hatten ganz direkte, weitreichende und globale Auswirkungen: auf die Logistik, die Lieferanten und die Belegschaft. Zusätzlichen Druck auf die Lieferketten üben die ganz alltäglichen Herausforderungen aus – unerwarteter Wettbewerb, sich plötzlich ändernde Markttrends oder schnelle Veränderungen im Kaufverhalten der Kunden. Es ist also so wichtig wie wohl noch nie zuvor, dass Lieferketten so konzipiert sind, dass sie den Herausforderungen von heute – und von morgen –widerstehen können. 

Doch nicht nur das: Lieferketten sollen und müssen Risiken und Chancen der Zukunft vorhersagen können, sie antizipieren und nahezu in Echtzeit reagieren. Resilienz ist das Stichwort der Stunde. Oder um es mit einem Kommentar von PricewaterhouseCoopers zu sagen: „Es geht nicht nur darum, defensiv zu spielen – es geht auch darum, offensiv zu spielen – Wettbewerbsvorteile zu finden, indem man eine Supply-Chain-Resilience-Strategie entwickelt, die sich auf die Vermeidung von Störungen konzentriert.“ Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie sich die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten erhöhen lässt, welche Gefahren heutzutage auf Lieferketten lauern und mit welchen Werkzeugen Unternehmen Risiken erkennen und beseitigen können.

Wie wird eine resiliente Lieferkette definiert?

Eine resiliente Lieferkette ist eine Lieferkette, die in der Lage ist, sich an Veränderungen und Herausforderungen anzupassen und trotzdem die Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten oder sogar zu verbessern. Diese Fähigkeit zur Anpassung und Widerstandsfähigkeit wird oft als „Resilienz“ bezeichnet.

Eine resiliente Lieferkette zeichnet sich vor allem aus durch:

  1. Diversifikation: Eine diversifizierte Lieferkette hat mehrere Lieferanten und Hersteller, die verschiedene Produkte und Dienstleistungen anbieten. Dies reduziert das Risiko, dass ein einzelner Lieferant oder Hersteller das Geschäft beeinträchtigt.
  2. Flexibilität: Eine flexible Lieferkette ist in der Lage, schnell auf Veränderungen in der Nachfrage oder im Angebot zu reagieren. Sie kann Produkte und Dienstleistungen schnell und effektiv produzieren, transportieren und verteilen.
  3. Robustheit: Eine robuste Lieferkette ist in der Lage, unerwartete Ereignisse und Herausforderungen zu bewältigen, ohne dass die Geschäftstätigkeit beeinträchtigt wird. Sie hat redundanten Kapazitäten und Ressourcen, um Unterbrechungen zu minimieren.
  4. Transparenz: Eine transparente Lieferkette hat eine gute Sichtbarkeit und Verfolgbarkeit von Materialien, Produkten und Dienstleistungen von Anfang bis Ende. Dies ermöglicht es, Probleme schnell zu identifizieren und zu beheben.
  5. Zusammenarbeit: Eine zusammenarbeitende Lieferkette hat enge Beziehungen zu Lieferanten und Kunden und arbeitet zusammen, um Herausforderungen zu bewältigen und Chancen zu nutzen.
Was sind die häufigsten und gefährlichsten Unterbrechungen der Lieferkette heutzutage?

Es gibt viele Faktoren, die zu Unterbrechungen in der Lieferkette führen können, darunter Naturkatastrophen, politische Unruhen, Arbeitsstreiks, Transportprobleme und Pandemien. Einige der häufigsten und gefährlichsten Unterbrechungen der Lieferkette sind:

  1. Naturkatastrophen: Unwetter, Überschwemmungen, Erdbeben und andere Naturkatastrophen
  2. Politische Unruhen: Kriege, Unruhen und politische Instabilität
  3. Arbeitsstreiks: Arbeitsstreiks und Arbeitskonflikte
  4. Transportprobleme: Verkehrsstaus, Unfälle und Streiks,
  5. Pandemien: Pandemien wie COVID-19 haben großen Einfluss auf die Lieferkette, indem sie die Produktion und den Transport von Materialien und Produkten beeinträchtigen und die Nachfrage nach bestimmten Produkten und Dienstleistungen verändern.
Wie können Unternehmen widerstandsfähigere Lieferketten aufbauen?

Widerstandsfähige Lieferketten zeichnen sich durch die Summe aus mehreren Maßnahmen aus, die in Kombination die Resilienz deutlich erhöhen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Diversifikation. Mit einer Lieferkette aus mehreren Lieferanten und Herstellern lassen sich Ausfälle einfacher kompensieren. Ein weiteres, unverzichtbares Modul ist die Flexibilität. Unternehmen sollten darauf vorbereitet sein, auf Veränderungen bei Angebot und Nachfrage schnell reagieren zu können. Mit optimierten, agilen und skalierbaren Produktions- und Lieferprozessen kann auch in herausfordernden Zeiten effizient auf alle Änderungen entlang der Lieferkette reagiert werden. Wenn sich Marktbedingungen ändern oder unerwartete, unplanbare Ereignisse auftreten, gilt es, Unterbrechungen im Geschäftsbetrieb zu minimieren und das operative Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten. Empfehlenswert sind hier redundante Kapazitäten und Ressourcen – sozusagen der vorbereitete „Plan B“ für den Fall der Fälle. Mit einer digitalisierten Lieferkette erhalten Unternehmen zusätzlich eine gute Sichtbarkeit und Verfolgbarkeit von Materialien, Produkten und Dienstleistungen – und alle notwendigen Informationen und Daten, um Probleme schnell zu identifizieren und in der Folge zu beheben. Nicht zuletzt zeichnet sich eine widerstandsfähige Lieferkette durch enge Beziehungen zu den Lieferanten und Kunden aus. Mit gegenseitiger Unterstützung lassen sich Herausforderungen einfach besser bewältigen. Insgesamt erfordert der Aufbau einer widerstandsfähigeren Lieferkette eine systematische Planung und Durchführung von Maßnahmen, um Risiken zu minimieren und die Resilienz zu verbessern.

Wie würde ein optimales Lieferkettenmanagement mit höherer Widerstandsfähigkeit aussehen?

Die Grundlage für ein optimales Lieferkettenmanagement mit höherer Widerstandsfähigkeit ist eine umfassende und kontinuierliche Risikobewertung der gesamten Lieferkette. Nur so lassen sich potenzielle Schwachstellen identifizieren und Maßnahmenkataloge definieren, die bei Unterbrechungen oder Störungen einen zeitnahen Eingriff erlauben. Transparenz, Flexibilität, Agilität und Diversifikation: Viele kleine und kleinste Parameter fließen in ein Lieferkettenmanagement ein. Damit der Überblick nicht verloren geht, sind zentrale, digitale Plattformen – on-premise oder remote in der Cloud – ein hervorragender Ansatz. Aus den einzelnen Dateninseln, die beim Management von Lieferketten zwangsweise anfallen, werden durch die Zentralisierung der Daten mit anschließender Visualisierung verwertbare Grundlagen für Geschäftsentscheidungen.

Wie findet ein Unternehmen das Risiko in der Tiefe seiner Lieferkette, in der dritten, vierten oder fünften Ebene, heraus?

Um das Risiko in der Tiefe der Lieferkette zu identifizieren, gibt es einige Schritte, die Unternehmen durchführen können:

  1. Sammeln von Informationen: Unternehmen sollten sich umfassend über ihre Lieferketten informieren, indem sie Daten von Lieferanten und anderen relevanten Quellen sammeln. Dies kann eine Überprüfung von Finanzberichten, Kundenfeedback und anderen Informationen beinhalten, die Einblicke in die Performance und das Risikopotential von Lieferanten geben.
  2. Eine Risikoanalyse durchführen: Unternehmen sollten eine Risikoanalyse durchführen, um mögliche Risiken in der Lieferkette zu identifizieren und zu bewerten. Dies kann eine SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen) oder eine Risiko-Matrix umfassen, um das Risikopotential von Lieferanten zu bewerten.
  3. Eine Lieferantenbewertung durchführen: Unternehmen sollten Lieferanten regelmäßig bewerten, um das Risikopotential von Lieferanten zu beurteilen und Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu minimieren. Dies kann eine Überprüfung von Finanzberichten, Kundenfeedback und anderen relevanten Informationen beinhalten.
  4. Alternativen in Betracht ziehen: Unternehmen sollten immer Alternativen in Betracht ziehen, um das Risiko zu minimieren, das von einzelnen Lieferanten ausgeht. Dies kann bedeuten, dass Unternehmen neue Lieferanten finden oder redundanten Kapazitäten aufbauen, um Unterbrechungen zu minimieren.
Welches sind die besten Methoden oder Werkzeuge zur Ermittlung von Risiken in Lieferketten?

Zu den wichtigsten und effizientesten Methoden zur Ermittlung von Risiken in Lieferketten gehören die SWOT-Analyse einerseits und die Risiko-Matrix auf der anderen Seite. Während die SWOT-Analyse mögliche Risiken in der Lieferkette erkennbar macht und durch die Bewertung von internen und externen Faktoren Störungen voraussagen kann, dient die Risiko-Matrix als Werkzeug, um das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit von Risiken bei Lieferanten zu bewerten. Je besser das Risikopotenzial erkannt wird, desto zielgenauer können Reaktionskataloge definiert und gefährliche Ausfälle bei der Beschaffung verhindert werden.

Sehen Sie sich hier auch unser Expertenvideo mit Helena Jochberger von CGI zum Thema Resilienz an: